7
Apr
2008

Wie sich das Blatt wendete II

Ich wusste zunächst nicht, wie sie das meinte. Ich meine, sie hat schon immer viel in sein Verhalten reininterpretiert. Aber diesmal sollte sie richtig liegen.
Sie hatten sich zum Filmgucken verabredet. Ist ja im Prinzip nicht weiter schlimm. Das hatte ich ja immer hin auch drei Mal ohne Flachlegen geschafft. Jedenfalls fuhr sie zu ihm und sie guckten zusammen einen Film. Dann Massage. Was ja auch nicht schlimm ist. Anschließend fing er an, sie zu küssen, was ihr vorher noch nie passiert war. Sie fühlte sich überfordert mit der Situation, vorallem dann, als er weiter gehen wollte. Und DAS war eindeutig. Ich werde an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, weil es doch sehr persönlich ist, aber dass er ES wollte, war sicher. Er versuchte es mehrmals, sie sagte mehrmals nein. Kluges Mädchen.
Anschließend sei kein zweites Treffen mehr zustande gekommen, weil immer irgendwas dazwischen kam. Aber er hakte nacht, fragte, wie weit sie bei einem erneuten Treffen gehen würde. Seine Absicht war klar.
Zwei Monate später hatte er eine Freundin, die er bis heute hat. Hätte er sich weiterhin mit A. getroffen, hätte er sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Was hätte er sie kaputt gemacht. Das Mädchen, dass sich in fast kindlicher Naivität vor drei Jahren in ihn verliebt hatte. Das Mädchen, dass er mehrmals hatte abblitzen lassen und sehr lange brauchte, um darüber hinweg zu kommen. Was wäre aus diesem Mädchen geworden, hätte er was mit ihr angefangen, was keine richtige Beziehung war?
Ich fragte sie, wann das gewesen wäre, dieser Abend. Sie sagt, Ende Mai. Sie wüsste nicht mehr wann genau, aber es muss der paarundzwanzigste gewesen sein, eher so um den 25ten rum. Und DAS schockte mich dann endgültig.
Ja, ich war mal genauso naiv gewesen. Ich hatte mich genauso auf ihn eingelassen und hatte nicht nein sagen können. Und das mehr als ein Mal und über eine längere Zeit. Bis Ende Mai, als es so aussah, als würde ich mit meinem damaligen Freund zusammen kommen, was dann am zweiten Juni auch geschah. Ca. eine Woche, bevor ich mit meinem Freund zusammen kam, beendete ich die Beziehung zu dem anderen. Meine Freundin und ich gehen nicht davon aus, dass sich das Beenden und das Rumknutschen überschneiden. Aber wir gehen davon aus, dass es sehr dicht hintereinander passierte. Dass er sich dachte, verdammt, jetzt muss ich schon wieder enthaltsam leben und versuchte, ein neues Eisen ins Feuer zu legen. Und das bei meiner ehemals besten Freundin. Wo unsere Freundschaft daran scheiterte, dass sie wusste, ich hatte mich ein paar Mal mit ihm getroffen zum Film gucken, was ja auch stimmte. Nach diesen paar Mal war es eben mehr, was sie nur vermutete aber nie sicher wusste. Aber diese Gedanken machten sie so wahnsinnig dass es ständig wieder zum Streit kam. Und wir schließlich nur auf Distanz miteinander kommunizierten oder gar nicht. Genauso wenig hatte ich in dieser Zeit Kontakt mit N., die sich auf die Seite von A. stellte. Diese Sache, mit ihm, das war wie eine Barriere zwischen uns, und sobald ich ihr nicht sagte, was passiert war, würde sie nicht verschwinden. Aber sollte ich ihr das sagen, würde ich zu ihrem Todfeind werden. Zwickmühle also.
Was mich erschreckte, war die Tatsache, dass ihm die Sache zwischen ihm und mir scheinbar so überhauptnichts bedeutet hatte. Also, ich meine, es war keine richtige Beziehung, nichts mit Gefühlen und so, aber dass ich so ersetzbar war? Dass er keine Woche damit warten konnte, sich eine neue zu suchen? Und dass das meine ehemals beste Freundin sein sollte, was sie wegen IHM nicht mehr war?

Es gehören immer zwei dazu, sei es jetzt küssen oder mehr. Natürlich. Aber er wusste, dass ich in Sachen "mehr" keine Erfahrungen hatte. Und sie keinerlei. Wir waren neugierig und konnten nicht nein sagen. Er nutzte diese Situation schamlos aus, finden wir zumindest. Außerdem, warum ihm Vorwürfe machen, wenn wir doch genauso beteiligt waren wie er? Unsere Beziehung zueinander ist schlichtweg eine komplett andere als jede von uns zu ihm hat. Wir verstehen einander, warum wir nicht nein gesagt haben. Und natürlich ist er für uns der Buh-Mann. Wir haben uns ausgesprochen, sie erzählte mir, wie alles gelaufen war. Sie war bereit diese Barriere zwischen uns zu beseitigen. Also musste ich auch mit der Wahrheit rausrücken, was ich dann auch tat. Es ist viel Zeit vergangen, und sie weiß inzwischen damit umzugehen. Zumal sie dachte, ich würde ihr den Kopf abschlagen, weil ich ihr damals erzählt hatte, ich sei in ihn verliebt. Und ich dachte es sei anders herum. Und passieren tat gar nichts, außer dass wir beide eine Stinkwut auf ihn bekamen und uns gewissermaßen verbündeten.

Doch wie man soll man für sich persönlich mit so etwas abschließen, wenn der Knackpunkt selbst es nicht weiß? Ein Gespräch musste er, und zwar schnell. Sie sagte ihm, sie wolle mit ihm reden, dass ich dabei sein würde, wusste er nicht. Dementsprechend überrascht war er dann auch, als wir zu zweit vor der Tür standen.
Er blockte zunächst ab, leugnete da irgendeinen Plan gehabt zu haben, so von wegen heute die, morgen die. Er sah in keinster Weise ein, warum wir so einen "Aufstand" machten. Und ich brachte ein Argument nach dem anderen, wie sie hier oben auch stehen. Er sah ein, dass es nicht die "feine englische Art" gewesen war und dass er schon rücksichtslos gehandelt habe. Aber er sei nun Mal single gewesen, und ein Mann. Ja, und was für einer!
Wir wollten nicht, dass er vor uns auf die Knie ging und sich bei uns entschuldigte. Aber wir wollten, dass er einsieht, dass er Mist gebaut hat. Und das tat er wenigstens ein bisschen. Und wir wollten, dass das Thema vom Tisch ist, und zwischen keinem von uns mehr steht. Langsam entspannte sich die Lage und wir schwätzten normal miteinander, als sei nie was gewesen. Ich war froh, dass es so lief. Ich wollte nicht in Feindschaft mit ihm Leben, denn es lässt sich nicht vermeiden, dass man sich über den Weg läuft, wenn man drei Straßen voneinander entfernt wohnt.

Ich bin so froh, dass dieses Thema gegessen ist. Dass da nichts mehr ist, was zwischen mir steht. Es war eine Belastung, für beide von uns. Was ich fürchte ist, dass sie wieder anfängt zu klammern. Das war auch vor einiger Zeit passiert. Aber es ist ja jetzt so, dass sie vormittags in der Schule ist, und ich jede Menge Freizeit habe. Also ich glaube nicht, dass es wieder so extrem werden kann wie früher.

Ich hätte nie gedacht, dass wir mal den selben Kerl haben würden. Wir sind so ... verschieden. Aber es soll ja doch Männer geben, die ziemlich schwanzgesteuert sind. Und da haben wir denselben erwischt.
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Im Nirvana

gedanken einer 18-jährigen; nicht selten unterbelichtet und häufig am eigenen verstand zweifelnd

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