4
Apr
2008

Wie sich das Blatt wendete

Das soll es ja geben, dass man Dinge für endgültig hält. Für unabänderbar und fest. Und dann passiert sowas.

Der Abend begann sehr angenehm. Ich ging in die Lounge und die beiden warteten schon auf mich. Es war eine halbe Ewigkeit her, dass wir zu dritt unterwegs waren. Trotzdem war mir die Lust auf den gemeinsamen Abend nach sechs Stunden arbeiten fast vollständig vergangen. Ich fuhr trotzdem hin.
Alle drei mit knurrenden Mägen bestellten wir Trinken und je eine Mahlzeit. Der Kellner war nett und veranlasste meine beiden Gegenüber dazu, von den Kellnern in deren gemeinsamen Urlaub zu schwärmen und schließlich redeten und redeten wir. Das Essen war sehr lecker und der erste alkoholfreie Cocktail folgte (warum heißt ein Cocktail eigentlich so? Hahnenschwanz?!).
Dann passierte so ungefähr das Peinlichste, was mir seit einer sehr langen Zeit, meiner Meinung nach, passiert ist.
Ich weiß nicht waurm, wir kamen auf Jonas zu sprechen (die Themenwechsel folgten Schlag auf Schlag), Jonas, der an Silvester eine Kopfnuss bekommen hat, von dem Freund von einem Kerl, der mit einer aus meinem Jahrgang zusammen ist. Der Kerl, ach, der war der G. aus Emil und die Detektive. Was, rief eine von den beiden, G.? Ich erklärte wer G. ist. Dann wechselte das Thema wieder.
Plötzlich wurde mir übel. Ich weiß nicht warum. Lag es an der Cocktailkirsche, irgendwas im Essen, aber ich bekam Krämpfe und wollte eigentlich dass der Abend bald vorbei ist. Und dann ließ ich meinen Blick schweifen. Und der Blick wanderte zu dem Tisch an der gegenüberliegenden Wand, der etwa drei Meter entfernt stand. Und dort saß der besagte G. mit dem besagten Mädchen aus meinem Jahrgang.
Ich war mir eigentlich sicher dass die beiden das gehört haben. Wenn nicht wegen meiner Erzählung, dann wegen der Nachfrage. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Ich habe versucht mir keinen Kopf zu machen, aber es gelang mir nicht, egal wie oft mir die anderen beiden einredeten dass die beiden das nicht gehört hätten. Irgendwann gingen G. und Mädchen. Das war eine echte Erleichterung, aber trotzdem noch Magenkrämpfe meinerseits.
Gegen halb eins merkten wir, dass die Lounge sich zum Schließen bereit machte. Also riefen wir den Kellner um zu bezahlen. Dieser kam, wir zahlten getrennt und plötzlich klappte die eine Hälfte meines Portemonees nach unten und ließ sämtliche Münzen laustark zu Boden fallen. Zum Glück war es bereits sehr leer und kaum jemand sah meine Blamage No 2 des Abends. Der Kellner, nicht gerade schlechtaussehend, stürzte, genau wie meine beiden Freundinnen, auf den Boden und fing an die Münzen wieder aufzusammeln. Es ging gott sei Dank schnell und wir waren bald an der frischen Luft wo ich erstmals wieder klare Gedanken fassen konnte.
Nun war der Plan, Freundin eins nach Hause zu bringen, während Freundin zwei bei mir Übernachten sollte. Wir fanden aber Gefallen an der frischen Luft und wollten einen kleinen Spaziergang machen, aber in der Nähe des Parkhauses bleiben. Nach ca. zehn Metern passierten wir eine Gruppe von mehreren jungen Männern, die uns laut anmachten und uns ein sehr unsicheres Gefühl bescherten. Plötzlich kam uns die frische Luft auch extrem kalt vor, nachts um halb zwei. Also gingen wir außenrum zum Parkhaus zurück, um nicht wieder den halbstarken Machos über den Weg laufen zu müssen - wir hätten verloren, wäre irgendwas vorgefallen.

Die Fahrt war ruhig und wir brachten N. nach Hause. Dann fuhren wir weiter zu mir, bauten ein Bett für sie auf und durchstöberten noch ein wenig das StudiVZ. Als wir beide recht müde waren, ging ich ins Bad um mich bettfertig zu machen. Als ich rauskam, saß sie auf ihrem Bett und hatte einen leeren Blick. Auf meine Frage, was los sei, reagierte sie nicht. Dann faselte sie irgendetwas, von wegen, es sei etwas psychisches oder so, sie hätte sich nur an etwas erinnert. Diesen merkwürdigen Sätze gingen eine ganze Zeit so weiter. Ich fragte, ob ich ihr irgendwie helfen könne, aber es änderte sich nichts. Ich bekam dieses merkwürdige Gefühl. Dass es sich wieder um ihn drehen würde. Ich bekam das Gefühl, dass sie kurz davor war, alles wieder aufzurollen. Alles was passiert war, alles, was einen Pfahl zwischen uns getrieben hatte. Er.
Ich wollte nicht, dass sie irgendetwas sagt, ich wollte nicht, dass sie ihn erwähnt, das, was ich getan habe, oder was sie vermutete, dass ich getan habe. Ihre Verliebtheit, mein dummes Benehmen. Ich sagte ihr, sie solle den Abend so schön lassen, wie er war, und ihn nicht verderben.
Aber es wurmte mich. Sie meinte, ich würde ihr sicher was antun wollen, wenn sie sagte, was sie bedrücke. Da wusste ich wiederum nicht, worauf sie hinauswollte. Also meinte ich, sie solle sagen, was sie sagen wolle, erzählen, was sie loswerden muss. Sie sagte, eigentlich hatte sie mir davon nie was sagen wollen. Ich frage, wovon? Und sie sagt, von dem Abend, an dem ER mich flachlegen wollte.

Tbc.
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Im Nirvana

gedanken einer 18-jährigen; nicht selten unterbelichtet und häufig am eigenen verstand zweifelnd

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