19
Mai
2007

Es lebe die Tyrannis

Von der Abhängigkeit in die Abhängigkeit.
Acht oder Achtzehn?
Wird das eigentlich jemals aufhören?

Vermutlich ja. Aber wann? Meine Nerven machen das einfach nicht mehr mit.
Das letzte Mal gesprochen hab ich mit ihr vor zwei Tagen, bevor ich nach Mainz fuhr, es war alles wunderbar. Ich wollte mich mit Anne, Alfons und Tilman treffen, in Mainz, im Citrus.
Sie sei davon ausgegangen, dass ich lediglich mit Anne ins Citrus gehe, und nicht mit irgendwelchen Arschlöchern

Sie nimmt mich in den Arm, wenn ich weine. Ich weine, weil einfach eine Person nach der anderen für meinen Geburtstag abgesagt hat. Da ist wieder diese Hilflosigkeit, dieses Gefühl, das mich von Beginn der Schulzeit bis jetzt immer wieder verfolgt. Das Gefühl, alleine zu sein. Keine Freunde zu haben. Klar sind da welche, welche, die ich sehr liebe, aber es war nun auch mal anders.
Und sie nimmt mich in den Arm, weil ich weine. Weil ich das Gefühl habe, allein zu sein.

Und dann nennt sie meine Freunde Arschlöcher? Und das nur, weil ein angetrunkener Alfons im Hintergrund mit piepsiger Stimme eine besorgte Mutter nachäfft, während sie mich anruft.
Als sie mich anruft, ist es viertel nach 11, halb 12. Fragt, wo ich sei. Ich sage es ihr. Ich sitze mit Alfons, Tilman und Anne am Rheinufer. Ich genieße jede Sekunde mit ihnen, mit ihm.
Als sie mich anruft, begehe ich einen Fehler. Ich sage, Hallo, Mama. Alfons fängt an zu piepsen, Mama rastet aus. Arschlöcher. Caro zum Bus fahren am nächsten Morgen um sechs, Klassenfahrt.
Ja, ich habe meiner Schwester versprochen, sie zum Bus zu fahren. Ja, ich hätte um sechs Uhr aufstehen müssen. Ja, ich hätte nur vier Stunden geschlafen.
Aber NEIN ich habe nichts getrunken, schließlich war ich mit dem Auto in Mainz. NEIN ich hätte am nächsten Morgen keinen dicken Kopf gehabt und hätte meine Schwester ohne Weiteres nach Groß-Gerau fahren können.
Am Telefon fragt sie, ob sie meine Schwester fahren soll. Ich sage, ich weiß es nicht. Ich kann es ja doch machen. Alfons und die anderen reden miteinander, klingt nach Tumult im Hintergrund. Ich frage meine Mutter, was ihr lieber wäre.
Sie legt auf.
Ich rufe meine Schwester an, frage, ob sie mit Mama geredet habe. Sie ist extrem stinkig, weil Mama sie nun fahren würde, und dass sie sich darauf gefreut habe, dass ich sie fahre. Dass ich ja ihre Freundin hätte mitnehmen sollen und die sich auch schon gefreut hätte. Im Prinzip totaler Nonsens. Ich frage meine Schwester, was ihr lieber wäre.
Sie legt auf.

Und ich zweifle an meinem Verstand. Diese ganze verdammte Familie hat echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und ich frage mich, was ich falsch gemacht habe. Ich bin 18, ich KANN entscheiden, wann ich nach Hause fahre, ich KANN entscheiden, mit wem ich weggehe. Aber ich DARF nicht?

Ich komme gegen zwei nach Hause, auf einmal steht meine Mutter in der Tür. Nachthemd, zerzauste Haare. Reißt mir meinen Schlüsselbund aus der Hand. Macht den Autoschlüssel ab. Von ihr würde ich kein Auto mehr bekommen, so sie.
Hält mir einen Vortrag, ich weiß nicht mehr genau, was sie sagt, zu geschockt war und bin ich. Sie nennt Alfons einen Wichser. Ich hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen. Von ihr bekomme ich kein Auto mehr.

Sie dreht sich um und geht. Ich stehe da, fassungslos. Will weinen, will schreien, kann nicht. Darf nicht?

Fassungslos. Acht oder Achtzehn? Umdrehen? Treppe runter? Gehen? Einfach weg?
Ich spüre meine Beine nicht.

Es ist nicht die Tatsache selbst, dass sie mir das Auto weggenommen hat. Es ist die Tatsache, dass sie immer und immer und immer wieder ein Druckmittel findet, um sich an mir zu rächen, um mir das Leben schwer zu machen. Ist es nicht schon schwer genug? Grade sie dürfte das wissen. Nimmt mich in die Arme, tröstet mich, WEISS GENAU, dass es für mich manchmal echt nicht einfach ist. Und vorallendingen früher nicht einfach war.
Und dann macht sie sowas.

Hat es laut Caro, meiner Schwester, vorher noch groß angekündigt.
Und meine Schwester meint, was ich auch vermute, dass es Alfons Schuld ist. Dass es nicht mal die Tatsache ist, dass ich zu spät heim kam. Klar war sie deswegen sauer. Auch weil, sie scheinbar nicht wusste, obwohl ich es ihr gesagt hatte, dass ich nicht nur mit Anne weggehen würde. Aber zur Hölle nochmal, ich bin 18! Ich habe das Recht, zu entscheiden, wann, wie lange und mit wem ich weggehe. Oder?
Alfons Gepiepse hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Und ich bade es aus. Wo bitte liegt meine Schuld? Ich erkenne es nicht. Ich werde bestraft für etwas, das ich nicht getan habe? Nur weil eine Frau in den Wechseljahren ist?

Ist glücklich darüber, dass ich nie diese Pubertätsausraster hatte, so wie meine Schwester, und dann ist sie selbst so? Das ist doch kein Leben, das ist die Hölle.

Und es wird immer so weitergehen. Solange sie mir Taschengeld zahlt, solange ich hier wohne, solange ich kein eigenes Auto habe, das nicht auf mich versichert ist. Es wird immer so weitergehen. Und ich habe weder die Kraft, noch das Geld um aus diesem ewigen Teufelskreis auszubrechen.

Wer ist diese Frau eigentlich? Will mir Karten für Rock am Ring schenken, will mich da mit meiner Schwester und einer Freundin hinlassen und dann darf ich nicht mal mit den Leuten weggehen, die ich gern habe?
Da sollte mal jemand wirklich in sich gehe und seine Prioritäten überprüfen. Und mal an die Vergangenheit denken. An mich. Nicht nur an Rache oder so eine Scheiße.

Scheiße, wirklich. Ich will, dass das endlich aufhört.
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Im Nirvana

gedanken einer 18-jährigen; nicht selten unterbelichtet und häufig am eigenen verstand zweifelnd

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